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Die Kunst der Auftragsklärung: Navigieren im individuellen Kontext

Im Herzen des hypnosystemischen Ansatzes pulsiert ein Prinzip: Die tiefe Achtung vor dem individuellen Kontext und den einzigartigen Bedürfnissen jedes Einzelnen. Dies manifestiert sich auf besonders eindrückliche Weise in der zentralen Bedeutung der Auftragsklärung. Sie ist weit mehr als ein formaler Akt; sie ist der Kompass, der die therapeutische oder beratende Reise in die richtige Richtung weist.

Stellen Sie sich vor, Sie erhalten einen wohlmeinenden Ratschlag zur Entspannung, während Sie innerlich von dem Gefühl getrieben werden, nicht genug zu leisten oder bereits unter immensem Druck zu stehen. Was als Unterstützung gedacht war, kann sich schnell wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen, das Gefühl der Unzulänglichkeit verstärken und paradoxerweise noch mehr Stress erzeugen. Genau hier liegt die Krux: Ein allgemeiner Ratschlag, so gut er auch gemeint sein mag, verfehlt sein Ziel, wenn er am individuellen Erleben und der aktuellen Lebenssituation des Klienten vorbeigeht.

Für Gunther Schmidt ist die präzise Auftragsklärung deshalb kein nebensächlicher Schritt, sondern vielmehr das Fundament für wirkungsvolle Interventionen. Sie ermöglicht es uns, die therapeutischen oder beratenden Strategien so zu gestalten, dass sie nahtlos an den spezifischen Kontext des Klienten andocken. Das bedeutet auch, die Signale der Klient:innen aufmerksam wahrzunehmen und flexibel darauf zu reagieren. Manchmal ist der vermeintlich naheliegende Weg – wie die Aufforderung zur Entspannung – eben nicht der zielführende. In solchen Momenten können alternative Methoden, die beispielsweise auf die Entwicklung aktiver Handlungsstrategien abzielen, deutlich sinnvoller sein.

Das übergeordnete Ziel ist es, die Klient:innen darin zu unterstützen, ihre eigenen Ressourcen und Kompetenzen zu entdecken und zu nutzen, anstatt unbeabsichtigt zusätzlichen Druck auszuüben. Jeder Schritt in der Therapie wird so zu einem sorgfältig ausgewählten Baustein, der das fundamentale Prinzip widerspiegelt: Jede Intervention sollte tief in den Kontext eingebettet sein, in dem sie ihr volles Potenzial entfalten kann.

Gunther Schmidt unterstreicht die Bedeutung der Auftragsklärung unmissverständlich: Sie ist mitentscheidend für den Erfolg einer Beratungsarbeit. Eine präzise und transparent definierte Auftragsklärung ist somit eine grundlegende Voraussetzung, um die Erwartungen und Bedürfnisse aller Beteiligten von Beginn an zu verstehen und aktiv zu steuern. Mehr noch: Schmidt ist überzeugt, dass ein gut formulierter Auftrag bereits die halbe Miete für eine effektive therapeutische oder beratende Arbeit darstellt. Dies impliziert, dass sowohl die beratende Person als auch der Klient von Anfang an klare Vorstellungen davon haben sollten, warum sie zusammenarbeiten und welches gemeinsame Ziel sie anstreben.

In der praktischen Umsetzung bedeutet dies weit mehr als nur das anfängliche Erfragen von Erwartungen. Es ist ein dynamischer Prozess, der im Laufe der Zusammenarbeit immer wieder überprüft und bei Bedarf angepasst wird. Gunther Schmidt warnt davor, dass ohne diese klare Auftragsklärung häufig Missverständnisse entstehen. Klienten könnten dazu neigen, die Verantwortung für ihre Herausforderungen auf äußere Umstände oder andere Personen zu projizieren, anstatt aktiv an ihren eigenen Veränderungsschritten zu arbeiten.

Erfahren Sie im begleitenden Video mehr über die feinen Nuancen der Auftragsklärung im hypnosystemischen Ansatz und wie Gunther Schmidt dieses zentrale Element in seiner Arbeit lebendig werden lässt. Die Aufnahme stammt aus der Tagung „Reden reicht nicht“ in Würzburg (3.5.25).

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