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Sinnliche Erlebniselemente als Bestandteile von Problem- und Lösungsmustern

Wenn jemand etwas in seinem eigenen Erleben als Problem wahrnimmt, drückt dies immer eine Art inneren Antagonismus aus. Das bewusste, willkürlich „Ich“ will offenbar „etwas“ nicht, aber auf unwillkürlicher Ebene (im „Es“) passiert doch quasi unabhängig davon eine Dynamik, die dann wieder vom „Ich“ als unangenehm, leidvoll, in jedem Fall als massiv abweichend vom gewünschten Soll (aus der Perspektive des „Ich“) erlebt wird. „Ich“ und „Es“ kooperieren also nicht konstruktiv, sondern arbeiten quasi gegeneinander, oft aber so, dass das bewusste „Ich“ gar nicht mehr deutlich wahrnimmt, wie die Dynamik auf unwillkürlicher Ebene abläuft; beide Funktionsebenen sind voneinander dissoziiert.

Allgemein kann man sagen, dass die Beschreibungen, die Klienten von Problemen im eigenen Erleben oder von sog. Symptomen geben, sich in fast allen Kategorien decken mit Beschreibungen, die in hypnotherapeutischen Prozessen für das Auftreten von Trancephänomenen gegeben werden. Typische Kriterien z.B.: „Es passiert, ich will es gar nicht, die Krankheit macht es, es geschieht ganz unwillkürlich…“ Als qualitativ zentrales Erlebniselement für das, was in der Hypnotherapie als „Trance“ definiert wird, wird immer angesehen die Erlebniselemente: Unwillkürlichkeit, Dissoziation („nicht ich, etwas anderes macht es“… etc).

Wenn dies so beschrieben werden kann, kann es für Beratungsinterventionen sehr hilfreich sein,

  1. die Ebenen zu identifizieren, auf denen das Symptom durch Tranceäquivalente stabilisiert wird;
  2. daraus Strategien dafür zu entwickeln, dass durch bestimmte Interventionsangebote (neue Musterelemente) das stabile Symptommuster konstruktiv verändert werden kann.

Ebenfalls sehr wichtig ist aber nicht nur die Betrachtung der Ergebnisse (also der „Trancephänomene), sondern auch der dazu führenden Induktionsprozesse“. Denn, betrachtet man Interaktionsprozesse in Familien (Organisationen etc.) unter hypnotherapeutischer Perspektive, lässt sich leicht beschreiben, wie die Interaktionsbeiträge der Beteiligten fast immer ähnliche Qualität aufweisen wie direkte und vor allem indirekt-hypnotische Kommunikation. Diese hypnotischen Kommunikationsprozesse werden in der Hypnotherapie mit dem Ziel eingesetzt, Bewusstseins-„Zustände“ zu fördern, welche die für Problemlösungen benötigten Ressourcen assoziativ verankern. (sog.therapeut.Trance-„Zustände oder „erwünschte Trance“ – im Gegensatz dazu können Probleme als „unerwünschte Trance“ definiert werden).

In Organisationssystemen (auch in Familien) bewirken diese „alltagshypnotischen“ Kommunikationsformen, dass in wechselseitiger „Induktion“ Glaubenssysteme, Weltsichten, Bewusstseins-„Zustände“ entwickelt und aufrechterhalten werden, welche sowohl dem Regelsystem der Familie angepasst sind als auch dieses Regelsystem gleichzeitig wieder rekonstellieren und stabilisieren.-(„organisationale oder familiäre Regeltrance“).

Die dabei wechselseitig als hypnotische Anker (Schlüsselreize) dienenden Beiträge können durch zirkuläre Fragen oft gut herausgearbeitet werden. Ihre bisher problemstabilisierende Suggestivattraktivität wird so aus dem Bereich der Unwillkürlichkeit in den Bereich willkürlich handhabbarer Kontextmarker überführt, ja, sie können dann sogar gerade als neue ressourcenaktivierender Anker im System genutzt werden.

Aber nicht nur die Symptome der IP können als Äquivalente von Trancephänomenen verstanden werden. Auch die Erlebnis-und Verhaltensweisen der anderen Systembeteiligten während der Interaktionsschleifen des „Problemsystems“ weisen deutlich Trancephänomencharakter auf, so z.B. wenn in einer krassen Komplementärbeziehung die Verhaltensweisen des regressiv-„passiven“ Partners „impulsiv“ beim anderen Partner die Tendenz zum Kontrollieren oder zum Übernehmen der Verantwortung für beide führen. Typischerweise gesellt sich zu einer altersregressiven Position eine altersprogressive, es sei denn, es gibt z.B. eine Symptomeskalation wechselseitig (die symptomatischen/ „problematischen“ Reaktionen des Einen gehen einher mit ebenfalls sich verstärkenden symptomatischen/ „problematischen“ Reaktionen des Anderen). Dann finden wir z.B. sich gegenseitig verstärkende altersregressive Positionen. („Problem-Wettbewerb“– diese Bezeichnung soll aber nicht unterstellen, dass dies „absichtlich“ erfolgen würde!: man kann es auch beschreiben als ein durch unbewusste Lernprozesse miteinander verkoppeltes/assoziiertes Phänomen)

Übrigens empfiehlt sich oft, nicht nur den P/L- Prozeß des IP, sondern auch den dazu passenden seiner Interaktionspartner zu betrachten und auf Interventionsmöglichkeiten zu überprüfen.

Grundsätzlich kann man sagen, dass jedes Erleben ein synchron „gewebtes“ Muster verschiedenster Erlebniselemente auf den unterschiedlichen sinnlichen Ebenen darstellt, in einer Mischung willkürlicher und unwillkürlicher Anteile. Insofern können auch Lösungserlebnisweisen differenziert in den gleichen Kategorien wie Symptome beschrieben werden, (die ja auch solche „gewebten“ Muster sind, nur mit unerwünschten Ergebnissen).

Wenn dies Ausdruck der Organisation eines „Problemmusters“ ist, erscheint als naheliegendste Änderung in eine gewünschtere Richtung die Musteränderung:

„Auflösung der Dissoziation“. Die erste und wichtigste Intervention für diese Musteränderung ist üblicherweise die Rekonstruktion des Problemmusters, insbesondere die Rekonstruktion der bisher dissoziiert ablaufenden unwillkürlichen Prozesse.

Aus den Interventions-und Beschreibungsmöglichkeiten der Erickson´schen Hypnotherapie habe ich dafür solche Erlebniselemente auf den diversen Sinnesebenen ausgewählt, welche sich in der Praxis oft als besonders hilfreich erwiesen haben. Die hier genutzte Aufzählung ist aber keineswegs vollständig und sollte bei Bedarf jeweils mit der KlientInnen weiter differenziert werden.

Die besten Erfahrungen habe ich damit, die gleichen Beschreibungen sowohl für ein sog. „Problemmuster“ als auch für die damit verbundenen gewünschten Alternativen – „Ausnahmen vom Problem“ oder sog. „Wunscherleben“/ „Wunder“ zu machen und diese beiden Muster zu vergleichen (Problem-Lösungs-Vergleich, hier weiter als P/L-Vergleich bezeichnet). Gerade der Vergleich und die damit verbundene Unterschiedsbildung ergeben enorm wichtige, lösungsrelevante Information.

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